Kapitel 1
Sirenen summten aus allen Lautsprechern. Ein dämmendes, scharlachrotes Licht flackerte durch den Raum. »Roter Alarm! Alle Mann an Ihre Station! Captain auf die Brücke!« Eine junge Frau erhob sich gerade von ihren Sessel, als sich die Türe des Turboliftes öffneten und ein Mann mittleren Alters die Brücke betrat.
»Bericht, Nummer Eins!« Ohne zu zögern schritt er auf den Sessel zu, auf den vor einigen Sekunden noch die junge Frau saß. Kurz davor stoppte er ab, um noch einmal einen kräftigen Atemzug zu machen und setzte sich schließlich. »Unseren Sensoren haben eine gewaltige Raumverzerrung gemessen, zehntausend Kilometer voraus. Schilde und Waffen sind offline, Sir!« berichtete die Frau.
»Ein getarntes Schiff?«
Ein spitzohriger Vulkanier an der Wissenschaftskonsole meldete sich zu Wort. »Negativ, Captain. Was immer da draußen ist, es handelt sich definitiv nicht um ein Schiff.«
»Nun gut, dann schauen wir es uns doch mal genauer an. Auf den Schirm!«
Ein kurzes Flimmern, anscheinend arbeitete der Bildschirm auch nicht mehr einwandfrei. »Die Raumverzerrung strahlt eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Antideptoneneinheiten aus. Ich versuche zu kompensieren...« Mit einer unglaublichen routinierten Schnelligkeit huschten die Finger des Vulkaniers über die Konsolen. »Faszinierend!« Und tatsächlich, er hatte Erfolg.
»Hm...« murmelte der Kommandant.
»Sir, was wollen wir jetzt tun?« fragte gespannt der erste Offizier.
»Fähnrich bringen sie uns bis auf 1.000 km an dieses Etwas heran. Aber schön langsam. Wenn es Probleme gibt, drehen Sie sofort bei!«
»Aye, Sir!« Ein blauhäutiger, humanoider, junger Mann an der Steuerkonsole, dessen Gesicht durch eine Mittellinie getrennt war, befolgte seine Befehle – ein Bolianer.
Eine spiralförmige Masse, eindrucksvoll, ausdrucksstark, farbenfroh, in allen sieben Chakra-Farben – rot, orange, gelb, grün, blau, rotblau, violett. Außen herum ein prachtvoller Kokon aus einer indigofarbenen Energie. Ein Phänomen ohne Mitte, transparent und schemenhaft. Kaum zu erkennen, aber doch da. Es war fremd, gehörte nicht hier her und doch war es da. Prachtvoll und friedlich schwebte es einfach so im Raum.
Der Captain stand von seinem Sessel auf, um sich dieses herrliche Naturschauspiel - falls es eines war? - zu betrachten. »So etwas habe ich noch nie gesehen...«
»Sir?« Die junge Commander versuchte mit ihrer ausdrucksvollen Frage, Ihren Captain wieder auf seine Arbeit zu fokussieren.
»Wie bitte...? Ach ja, Lieutenant führen Sie einen oberflächlichen Scan durch, wir wollen dieses Ding ja nicht beunruhigen.«
»Aye, Sir. Führe den Scan durch.« Ein junger Mensch an der Conn huschte über die Computerschaltungen. Er war sichtlich aufgeregt; es war erst seit zwei Tagen von Deep Space Nine auf dieses Schiff abkommandiert worden, und es war hier sein aller erster Einsatz.
Für andere Crew-Mitglieder sollte dies jedoch die letzte Mission werden. Da war zum Beispiel Commander Soach. Sie würde bald ein eigenes Kommando, ein eigenes Schiff, bekommen. Auf der Starbase 375 wartete bereits die U.S.S. Syracuse. Deren Captain, Wengor Larem, wurde zum Admiral befördert und zum Hauptquartier der Erde geschickt. Nur noch ein paar Tage und sie würde auf ihren eigenen Sessel, auf ihrer eigenen Brücken sitzen. Die Imagination alleine rief ein Glitzern in Ihren Augen hervor, welches man bereits auf Metern erkennen konnte.
»Oberflächlicher Scan abgeschlossen, Sir. Die Daten kommen gerade herein...« Der Lieutenant machte eine kurze Kunstpause.
»Was ist, Mr. Taurik?«
Ein kurzes Räuspern. »Anhand dieser Daten, Captain, ist das da draußen weder ein Schiff noch sonst eine Anomalie. Es ist eine Lebensform!«
»Eine Lebensform...?«
Kurze Stille kehrte ein, als sich plötzlich der Sicherheitschef an der taktischen Station, Lieutenant Deron Wallace, zu Wort meldete. »Captain...« Der Kommandant drehte sich intuitiv um, als ob er ahnte, daß sich etwas Wichtiges da draußen ereignen würde. »Was gibt es, Lieutenant?«
Wallace bestätigte mit einem kurzen Kontrollblick nochmals das, was er vor ein paar Sekunden vermutete. Er war sich jetzt absolut sicher. »Sir, ich orte Subraumverzerrungen, ein Schiff enttarnt sich!«
Ohne groß nachzufragen, entgegnete der Captain: »Auf den Schirm!«
Noch ein kleines Flackern - der Schirm arbeitete aufgrund der Antideptonen wahrscheinlich immer noch nicht einwandfrei -, dann konnte man die Struktur eines großen Raumkreuzers erkennen.
»Romulaner...«
Kapitel 2
»Logbuch des Captains, Sternzeit 50809.2 [Anm.: Die Geschichte spielt in der Zeit um »Children of Time« (dt. »Kinder der Zeit«, DS9 Staffel 5, Episode 22). Und alles was noch kommt, ist von der Sternzeit her absolut möglich!]. Nun sind schon fast drei Stunden vergangen. Wir befinden uns weiterhin in der DMZ, genauso wie unsere romulanischen Freunde und natürlich die interstellare Lebensform, die wir bislang vergeblich versuchten, genauer zu untersuchen. Und was die Romulaner betrifft: Der Warbird reagierte bislang noch nicht auf unsere Rufe. Wir versuchen es weiterhin ständig.«
Ein Signalton unterbrach die Logbucheintragung des kommandierenden Offiziers. »Captain Sanders auf die Brücke!«
Mit einen kurzen Zischen öffneten sich die Türen, die zum Bereitschaftsraum des Captains gehörten. Noch während des Laufens verlangte der Captain genauer Details über die derzeitige Status. »Bericht, Commander!«
»Unsere längere Anwesenheit in der DMZ hat sich wohl schon ein wenig herumgesprochen, aber sehen Sie selbst, Captain...«
Soach machte eine symbolische Geste auf den Bildschirm und Sanders verstand sofort, was sie zum Ausdruck bringen wollte. Er sah gespannt zum Schirm. »Cardassianer!«
»Ganz richtig, Sir! Und ein gewisser Gul Gelmek möchte unbedingt mit Ihnen sprechen.«
»Gelmek!?« Ein bißchen im Gedanken vertieft murmelte der Captain ein: »Der lebt auch noch«, bevor er seinen Befehl verlautete. »Mister Wallace, stellen Sie eine holografische Verbindung mit dem Galor-Schiff her.«
»Aye, Sir.« Der Lieutenant runzelte kurz die Stirn. Er hatte sich immer noch nicht an die holografische Kommunikation gewöhnt. Sie stellte eine revolutionäre Neuentwicklung in der interstellaren Kommunikation dar, die womöglich bald auf allen Einrichtungen der Föderation zu finden wäre. Und genau diese Tatsache mundete ihn nicht. Schließlich war die visuelle Kommunikation schon eine fast nostalgische Einrichtung, ein Standard, egal wo man sich befand. Wallace weilte in solchen Bruchteilen von Sekunden mit dem Gedanken in der Geschichte. Kirk – die alte, die erste Enterprise. Schon damals war die visuelle Kommunikation vorhanden. Und zu der Saga der Enterprises fühlte er sich in einer Weise hingezogen, die sicherlich noch viele mit ihm teilten. Genauer gesagt womöglich alle, die damals an der Entwicklung des revolutionären Galaxy-Projektes auf den Utopia-Planitia-Flottenwerften mitgewirkt hatten. Und im bot sich dann sogar noch die außerordentliche Gelegenheit, selbst Hand am Entwurf der Enterprise-D zu nehmen – als ein Mitglied der Technikerabteilung. Es war eine sehr ausgefüllte Zeit, an der er sich gerne erinnerte.
Und er hatte im Moment die Zeit sich zu erinnern, denn er war nicht der Einzige auf der Brücke, der kurz in die Vergangenheit blickte.
Commander Soach hackte ein. »Sie kennen Gul Gelmek, Sir?«
»Das ist richtig, Commander. Wir beiden trafen uns einmal auf einen Symposion der Föderation auf Metaran III. Das war vor etwas mehr als drei Jahren. Gelmek wurde kurz danach auf einen Frachter, welcher Transporterkonvois in die DMZ durchführte, abkommandiert. Dieser Frachter wurde von Maquis zerstört und bis vor kurzem, war ich noch der festen Überzeugung, daß Gelmek bei diesem Angriff ums Leben kam.«
Schließlich meldete sich Wallace wieder zu Wort. »Entschuldigen Sie, Captain, aber die Verbindung steht nun!«
»Na dann – stellen Sie den Gul durch!«
Ein Hologramm eines Cardassianers, mittleren Alters, projektierte in einer Art Kreis - ein mal ein Meter -, etwa drei Meter von der Bildschirmwand entfernt.
»Gelmek!«
»Captain Sanders, was für eine freudige Überraschung Sie wieder einmal zu sehen!« Der typisch unterschwellige Ton eines Cardassianers - der von Zynismus nur so strotzte - war sofort deutlich zu hören.
Doch der Captain beherrschte diese Form der Unterhaltung auch recht gut. »Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Gelmek. Ich sehe, Sie sind mittlerweile befördert worden. Gratulation, Sie waren schon immer durch und durch ein Schleimer!« Ein Grinsen überzog das Gesicht des Captains.
»Ah, ah, ah, Captain. Meinen Rang habe ich mir allein durch meine ausgezeichnete Arbeit verdient. Aber wie steht es mit Ihnen?«
»Nun, ich weiß zwar nicht, was das jetzt zur Sache tut, aber, wie dem auch sei. Sie sehen ja, ich habe nun die Malinche unter meiner Führung, ein gutes Schiff.« Sanders machte eine kurze Pause, räusperte sich. »Eigentlich müßte ich mich ja wundern. Gul eines Galor-Schiffs. Beeindruckend. Das letzte Mal war es noch ein Frachter – oder irre ich mich?«
Gelmek wirkte ein wenig verlegen. »Wie ich schon sagte, zuverlässige Arbeit und planmäßige Erledigungen von gewissen Dingen verlangen einen gewissen Zoll an Respekt. Doch...«, Gelmek stoppte ein wenig ab, »Sie haben recht, ich finde auch, daß dies nichts mit der derzeitigen Situation zu tun hat.«
»Dann sollten wir uns doch am besten auf unsere Arbeit konzentrieren, Gelmek!« Der Captain trat einen Schritt vor und seine Stimme klang ein wenig mehr erwartend. »Was machen Sie hier!?«
Der Cardassianer lachte auf. »Das mochte ich schon immer an Ihnen – Ihre Direktheit. Nun, lassen Sie mich auch direkt sprechen. Ich brauche mich vor Ihnen nicht rechtfertigen. Alles, was Sie interessieren sollte, ist die Tatsache, daß ich diese Lebensform ebenso untersuchen werde - genau wie Sie -, egal was es kostet!«
Der Captain wollte schon zu einer schneidigen Antwort ansetzen, als Lieutenant Taurik mit einer wichtigen Nachricht hereinkam. »Captain, Langreichweitenscanner erkennen multiple Warpsignaturen – zwei Jem’Hadar-Schiffe näheren sich unserer derzeitigen Position. Ankunftszeit: zehn Minuten bei gleichbleibender Geschwindigkeit!«
Der Gul meldete sich wieder zu Wort. »Sie sehen, Captain. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.« Das Hologramm verschwand.
Soach ging zu Sanders. »Wie sind Ihre Vorschläge, Captain?«
Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, entgegnete der Captain in einem ruhigen Tonfall: »Roter Alarm, alle Leute auf die Kampfstationen!«
Kapitel 3
Cardassia war vor kurzem dem Dominion beigetreten und Gul Dukat war nunmehr der Führer dieser Verbrecherbande, so dachte Sanders. Von diesem Standpunkt aus gesehen, war seine Entscheidung nur allzu richtig. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis das Dominion einem organisierten Großangriff gegen die Föderation vorbereiten und später in die Tat umsetzen würde. Das Einzige, was sie davon noch abhielt, war die Festigung der Grenzen der Cardassianer und das Problem mit dem Maquis.
Doch das war eigentlich kein Problem mehr. Der Maquis war auf sich alleine gestellt, nachdem Sanders Captain Sisko half, den damaligen Führer des Maquis, Michael Eddington, zu stellen.
»Quantentorpedos stehen nun auch zur Verfügung, Sir«, so erklang eine etwas zittrige Stimme von Wallace aus dem Hintergrund.
»Sehr gut, Lieutenant. Bleiben Sie feuerbereit.« Sanders saß wieder auf seinen Stuhl und blickte hinüber zu seinen Ersten Offizier. »Gibt es schon Neuigkeiten von den Romulanern?«
»Bedauere, Sir. Der Warbird meldet sich immer noch nicht. Aber, wenn es Sie beruhigt, Sir...«, Soach blickte erwartungsvoll zu ihrem Captain, »die Romulanern wissen genauso wenig wie wir über dieses seltsame Etwas da draußen.«
»Na, das beruhigt mich tatsächlich.« Sanders stand plötzlich auf. »Sie haben die Brücke, Commander« Noch während er seine Worte sagte, war er schon auf den Weg zu seinen Bereitschaftsraum, als...
»Captain, warten Sie einen Augenblick.« Sanders drehte sich zu seinen Sicherheitschef um. »Sir, ich orte erneut Subraumverzerrungen...« Wallace bestätige abermals seine Anzeigen. »Tatsächlich.«
Soach verlor beinahe die Kontrolle. Sie haßte diese Vorsorglichkeit von Wallace. In ihren Augen war er ein kleiner Perfektionist. Er verhielt sich fast so wie ein Vulkanier. Und so war auch ihre Stimme nicht sonderlich ausgeglichen, als sie nachfragte. »Was ist, Lieutenant?«
»Ein klingonischer Bird-of-Prey enttarnt sich Steuerbord. Einen Moment, es ist die Rotarran, General Martoks Schiff, Sir.« Der Aussprache nach, war Wallace reichlich überrascht.
Und da war er auch nicht der Einzige. »Wie bitte?« Der Captain schien genauso verwundert und konnte es kaum glauben. Er lief also zu Taurik herüber, um sich selbst dessen zu vergewissern.
»Bestätigung, Captain«, meldete der Vulkanier.
»Sir, die Rotarran ruft uns! Visuelle Kommunikation. General Martok ist es höchstpersönlich.« Wallace blickte erwartend zu seinen Captain herüber.
»Natürlich. Stellen Sie eine Verbindung her!«
»Aye, Sir.« Der Lieutenant betätigte einige Tasten. »Bildschirmverbindung steht.«
»Captain, wir waren gerade auf den Rückweg nach Deep Space Nine, als wir dieses kleine Intermezzo entdeckten. Brauchen Sie Hilfe?«
Typisch Klingonen. Immer scheinheilig sich angeboten, mit der Erwartung nach einem Kampf im Hinterkopf – dachte Sanders. »Ich würde es begrüßen, General, wenn Sie für die nächste Zeit uns ein wenig Rückendeckungen geben würden.«
»Was immer Sie wünschen.« Martok richte sich etwas zurecht auf seinen Sessel. »Nun, Captain, was diese Lebensform angeht: Was ist damit los? Sie scheint irgendwie ‚anziehend‘ zu sein...!« Ein kurzes klingonisches Lachen.
Ohne eine Miene zu verziehen, entgegnete der Captain den Klingonen. »So sieht es wohl aus. Fakt ist«, seine Stimme erhob sich ein wenig, »wir haben keine Ahnung, was diese Lebensform ist, wie sie hier herkam und warum sie hier ist.« Sein Stimmpegel sank wieder ein wenig, als er sagte: »Wir sind ratlos, General. Vielleicht können Sie uns helfen!?«
»Klingonen sind keine guten Wissenschaftler, Captain. Ich schlage vor, wir halten hier die Stellung, und Sie forschen. Kapla!« Der General schlug mehr oder weniger auf ein paar Tasten, die an seinen Stuhl angebracht waren – die Verbindung wurde damit beendet.
»Die sind uns also auch keine Hilfe«, meinte Soach nur trocken.
»Das sehe ich aber ein wenig anders, Commander« entgegnete mutig Lieutenant Taurik. Er drehte sich zu der recht erstaunten Soach um. »Die Klingonen können uns später eine große Hilfe sein. Noch verhalten sich die Cardassianer und die Romulaner ruhig, aber das kann sich schnell ändern.«
»Ich stimme Ihnen da zu, Lieutenant.« Wallace meldete sich wieder zu Wort, diesmal sogar noch etwas aufgeregter. »Captain, die Jem’Hadar-Schiffe kommen in Sichtweite!«
Sanders blickte gespannt auf den Bildschirm. »Wie ist deren Status?«
»Waffen und Schilde sind aktiviert.« meldete Wallace.
»Commander, signalisieren Sie der Rotarran, sie sollen sich bereit halten.«
»Aye, Sir!«
»Mr. Wallace, wann werden die Schiffe in Waffenreichweite kommen?«
»Sie sind es bereits, Sir!« Kaum hatte Wallace seinen Satz beendet, traf die Malinche ein erster, harter Beschuß der Jem‘Hadar.
Kapitel 4
Die Brückenbeleuchtung fluktuierte bereits und überall qualmte oder dampfte es. »Bericht!« Die Worte des Captains gingen in einen weiteren Treffer fast unter. Diesmal erwischte es einen hintere Konsole der Brücke. Eine junge Frau wurde weggeschleudert und traf hart auf den Boden. Flammen kamen auf. Zwei Crewmen versuchten derweil das Feuer zu dämmen. Die Türen des Turboliftes öffnete sich und der erste medizinische Offizier - ein Mann um die Dreißig - betrat die Brücke. Ohne ein Wort zu wechseln lief er sofort auf die junge Frau zu, um sie zu verarzten.
»Definitiv keine Zeichen von dem Warbird mehr. Wir haben schwere Schäden an der Backbordseite und wir haben unsere Achterschilde verloren. Frontschilde sind auch nur noch bei einundzwanzig Prozent. Ich versuche zu kompensieren.«
»Wie sieht es mit der Rotarran aus?«
Eine weitere Leitung brach‘ zusammen und Wallace schützte sein Gesicht vor der Stichflamme. Mit angehobener Stimme antwortete er schließlich. »Nicht viel besser, Sir! Das verbleibende Jem’Hadar-Schiff setzt ihr schwer zu.«
»Dann gehen wir dem nach.« Soach sah den Captain etwas verwirrt an. »Sie haben schon richtig gehört. Fähnrich, näheren Sie sich den Jem’Hadar bis auf fünftausend Kilometer und feuern Sie dann aus allen Rohren!«
»Aye, Sir!«
Commander Soach stellte sich vor Sanders. »Aber, Captain. Was ist mit den Cardassianern? Sie werden die Situation sicherlich ausnützen!«
»Vergessen Sie die Cardassianer. Ich kenne Gelmek, er ist kein Kämpfer. Er zerstört nur dann ein Schiff, wenn es unbedingt notwendig ist. Er agiert wie ein Pirat.« Die Stimme des Captains klang sehr zuversichtlich und optimistisch.
Trotzdem hielt Soach das nicht davon ab, ihr Veto einzulegen. »Sir, das mag vielleicht vor drei Jahren so gewesen sein, aber jetzt - wo Cardassia dem Dominion angehört - hat sich vieles verändert. Gelmek wird keine Sekunde zögern, ...«
»Commander,« unterbrach der Captain, »Sie wollen doch nicht meine Entscheidung in Frage stellen?« Dieser Satz traf Soach hart und das war das Letzte, was sie erwartet hätte. So kannte sie Sanders gar nicht. Doch er war ihr Captain, ihr Vorgesetzter, auch wenn das möglicherweise heute ihre letzte Mission als Commander sein würde. Sie starrte in die eisernen Augen ihres Captains und erinnerte sich dabei an ihre Zeit an der Akademie. Dort wurde man auf solche Situationen vorbereitet. Dies war immer noch ihr Captain. Er hatte das letzte Wort und sie wußte, daß er wesentlich mehr Erfahrung hatte, als sie.
Soach schnaufte und entgegnete kurz. »Nein, Sir!«
»Das beruhigt mich. Und nun gehen Sie wieder an Ihre Arbeit, Commander!« Der Captain sah sie mit einem ernsten, aber nicht mehr so ernsten Blick, wie vor ein paar Sekunden noch, an.
»Aye, Captain!«
»Captain, wir sind nun in Waffenreichweite!« meldete der Fähnrich.
Sanders sah auf den Schirm. »Auf was warten Sie also noch – FEUER!!«
Kapitel 5
Nur einige Trümmerteile, hier und da ein Glimmern, erinnerte einen daran, daß vor kurzem hier noch ein Schiff die Sterne kreuzte.
»Captain, kann ich Ihnen helfen?« Sanders blickte nach oben. Er sah seinen ersten Offizier, dessen blonde Haare völlig zerzaust waren. Sie reichte ihm die rechte Hand. Ohne groß zu fragen, nahm er die helfende Hand, umschlang sie und ließ sich hochziehen. Die zierliche Frau hatte ein wenig zu kämpfen, aber sie schaffte es. Sanders putze sein Uniform zurecht. »Was ist passiert, Commander?«
»Sie waren für eine Zeit bewußtlos. Wir haben das Jem’Hadar-Schiff zerstört, die Cardassianer haben sich vor einer halben Stunden schwer beschädigt aus dem Gefecht zurückgezogen. Wir haben viele Verluste zu verzeichnen - unter diesen auch der Doktor - und wir haben ein neues Problem...« Soach ging an die vordere Konsole, wo sich einstmals der Fähnrich befand. Nun lag da nur noch ein lebloser Körper eines Bolianers, direkt daneben. Ohne die Leiche näher zu beachten, bediente Soach einige Knöpfe. Aus den Knistern und Rauschen auf der Bildschirmwand wurde langsam ein Bild. Man konnte es schwer erkennen. So langsam nahm es Konturen an.
»Romulaner!« stellte der Captain fest.
»Der Warbird ist zurückgekehrt. Ein gewisser Sub-Commander Pochran hat uns vor fünf Minuten eine bedingungslose Kapitulation diktiert. Ich konnte eine Bedenkzeit von einer Stunde erhandeln.« Die Resignation des Commanders merkte man ihr deutlich an.
Captain Sanders schnaufte kurz durch. »Die Rotarran!«
»Tut mir leid, Sir. Ihre Kommunikationssysteme sind ausgefallen und wir haben keinen Kontakt. Unsere Sensoren haben jedoch schwere Schäden an der Hülle registriert, zudem verfügt die Rotarran nur noch über eine minimale Lebenserhaltung, dessen Systeme auch bald versagen werden.«
Der Captain schnaufte ein weiteres Mal durch. Er mußte die derzeitige Situation - die in seinem Fall sehr schnell und überraschend kam -, erst einmal so richtig verarbeiten.
»Sir, ich schlage vor, wir sollten uns zurückziehen und diese Lebensform den Romulaner überlassen.«
Sanders Blick glitt über die gesamte Brücke. Er sah sich um und mußte erkennen, daß es noch viel schlimmer aussah, als damals, wo die Malinche von den Maquis-Fightern überrascht und zur Strecke gebracht wurde. Es kam ihm vor wie eine Schneise der Zerstörung.
»Sir?« Soach machte sich Sorgen, blickte den Captain an.
»Es ist alles in Ordnung.« Sanders dachte über seine gerade gesprochenen Worte nach und setzte dann fort. »Nein, daß ist es nicht. Nichts ist in Ordnung. Sie haben wahrscheinlich recht. Heute haben wir verloren.« Sanders stoppte erneut. »Signalisieren Sie den Romulaner, daß wir uns...«
»Captain!« Ein sichtlich angeschlagener Lieutenant Wallace unterbrach auf ein neues den Captain. Er war dafür bekannt, daß er ständig jemanden unterbrach. Und mittlerweile hatte sich jeder auf den Schiff daran gewöhnt.
Sanders drehte sich um. »Was gibt es!«
Wallace wirkte äußerst verwirrt und antwortete nur halbwegs in vernünftigen Worten. »Da draußen, es tut sich etwas. Die Lebensform. Sehen Sie selbst. Schalte auf rückwärtige Sicht.«
Alle blickten gespannt auf den Schirm. Die Lebensform veränderte ihre Form und ihre Farben. Ständig. Aus der spiralförmigen Form, gespickt mit allen sieben Chakra-Farben, wurde ein weiße, hell-aufleuchtende Kugel. Sie wirkte riesig, fast bedrohlich, aber doch friedlich. Beeindruckend. Der Warbird war nichts dagegen.
Ohne ein Anzeichen bewegte sich der Lichtball langsam vom Geschehen weg. Und auf einmal war er weg. Spurlos verschwunden. Verschwunden in das nichts. In die Leere des Alls. Es gab kein Anzeichen mehr, daß diese, so ominöse Lebensform jemals hier gewesen wäre.
Sie hinterließ - ungewollt oder beabsichtigt - ein Schlachtfeld aus Trümmern. Und selbstverständlich hinterließ sie viele Fragen.
Kapitel 6
Das Universum - eine gigantische Raum-Zeit-Blase aus sichtbarer und unsichtbarer Materie und Energie - beherbergt zahllose Inselgalaxien mit unzählige Sternen und phantastischen Welten.
In einem Bereich des Alls rotiert in einem Galaxienhaufen majestätisch ein großes Spiralsystem. Seine Milliarden Sterne funkeln wie kostbare Juwelen in weißen, roten, gelben, zartblauen und grünlichen Farben. Sterne: gerade geboren, in ihren besten Jahren, alte, sterbende und rote Gestirne. In einer Supernova explodierte Sterne; andere, derart verdichtete, daß ein Teelöffel ihrer Materie Millionen Tonnen wiegen würde; dazu solche, die zur Singularität kollabieren und sich aus unserer Raum-Zeit hinauskatapultiert haben.
Trotz dieser Vielfalt an abenteuerlichen Ominösitäten herrscht hier Leere ... Tiefe Leere ... Stille ... Beunruhigende Stille ... Kälte ... Unangenehme Kälte ... Es war ganz anders als in der belebten Milchstraße.
Andromeda wirkte öde.
Und dabei war sie doch in der Mitte dieser Galaxis. Die schemenhafte, spiralförmige und farbenreiche Masse zog erneut durch das Universum. Fremd wie je zuvor, aber doch anwesend. Sterne zogen an ihr vorbei oder sie an ihr – es lag im Auge des Betrachters. Die Lebensform observierte einen Planeten nach dem anderen. Untersuchte interstellare Objekte, Nebel, Asteroiden – immer wieder das gleiche Resultat. Nichts.
Es schien als ein endloses Spiel. Ein endloser Streifen aus lebloser Materie und Energie. Die Basis war vorhanden, aber trotzdem war da nichts. Die Lebensform sah all dies und verstand es nicht. Wie konnte es so etwas geben? Wie konnte so etwas sein?
Kein Anzeichen von intelligenten, geschweige denn, humanoiden Leben, wie sie es aus der Milchstraße kennengelernt hatte. Eigentlich war es ja ganz schön, einmal nicht von primitiven Zweibeinern umgeben zu sein, aber ungewohnt eben. Bislang war es schon immer so, daß es irgendwo und irgendwann wenigstens eine Spezies gab, die auf dieser Grundlage existierte und sich entwickelte – unauffällig, unscheinbar, unwichtig, aber vorhanden. Es war sehr mysteriös, daß es so etwas hier nicht gab – keine zweibeinigen Rassen. Schon fast utopisch!
So weit in die Vergangenheit - aus linearer Sicht betrachtet - ging ihre Reise doch gar nicht. Ein paar Jahrtausende, mehr nicht. Es waren doch nicht gerade Milliarden von Jahren gewesen. Und doch war hier nichts. Die Lebensform begann ernsthaft sich Gedanken zu machen...
Doch vielleicht lag es genau daran. Vielleicht lag es daran, daß sie eben nicht weit genug zurück in die Vergangenheit gereist war.
Es gab nur eine Möglichkeit der Sache auf den Grund zu gehen – zurück in die Vergangenheit, an den ultimativen Anfang aller Dinge!
Kapitel 7
Leben im Kosmos – ein Zufall oder planvolle Schöpfung? Die Lebensform reiste in eine Zeit allen Anfangs zurück. Sie wollte die Mysterien des Ursprungs allen Lebens erfahren.
Sie wollte ein objektiver Beobachter sein. Und dies konnte sie nur dann sein, wenn sie dieses Universum nicht von innen heraus, sondern von außen her beobachtete. Sie mußte sich außerhalb des Raum-Zeit-Systems befinden, um dessen Ereignisse zu beobachten und objektiv darüber auszusagen – obwohl auch dann allein der Akt des Beobachtens einen beeinflussenden Eingriff darstellten würde.
Es gab nur eine Möglichkeit – der Urknall, der Anfang und das Ende aller Dinge!
Das gesamte Universum und alle im Kosmos vorhandene Materie und Energie war in einem einzigen Punkt konzentriert. Plötzlich ein explosionsartiger Ausstoß – Materie und Energie dehnte sich nach allen Seiten aus. Der Weltraum war geschaffen!
Es bildeten sich fortan unzählige Galaxien, sogenannte Weltinseln, von denen jede einzelne Milliarden und mehr Sonnen - galaktische Systeme - umfaßte.
Im Rahmen der kosmischen Evolution waren zuerst chaotische Urnebel aus Wasserstoffgasen und Staubteilchen zu erkennen, aus denen sich schließlich interstellare Objekte, wie Sterne, Planeten, Trabanten, Asteroiden, Meteoriten, etc. zusammensetzten. Alles nach dem Prinzip, daß sich zuerst der Wasserstoff im Weltall verflüssigte. Dadurch nahm der Anteil an Staubteilchen zu; solche trafen zufällig aufeinander und klebten zusammen – es entstanden größerer Brocken. Durch die Wirkung der Anziehungskraft beschleunigte sich der Prozeß. Im Laufe von vielen Millionen Jahren entstand so langsam ein belebtes und lebendes Universum.
Und so entstand auch die Spiralgalaxis Andromeda mit deren vielen Welten.
Auf Planeten vollzog sich letztendlich die chemische Evolution. Aus dem ursprünglich allein vorhandenen Wasserstoff waren inzwischen mehrere verschiedener Elemente geworden. Von da an teilte sich jedoch diese Evolutionsstufe in zwei größere, entscheidende Gebiete auf – und eines, das auch nicht unkommentiert bleiben sollte.
Das Erste. Die Uratmosphäre aus anorganischen Stoffen wurde Millionen Jahre lang oder noch länger mit elektrischen Entladungen - Blitzen genannt - bombardiert. In der entstandenen Flüssigkeit waren letztendlich nicht nur eine Reihe von anorganischen Verbindungen, sondern auch organische (belebte) Substanzen zu finden; darunter auch drei der wichtigsten Lebensbausteine.
Das Zweite. Arbeitsmoleküle verbanden sich mit Informationsmolekülen zu einer Einheit, welche sich selbst vervielfältigen konnte. Daraus entwickelte sich die Urzelle, das Leben nahm seinen Anfang. Mindestens eine Milliarde blieb es auf Einzeller beschränkt, bis die Natur die Sexualität, die Genmischung erfand. Diese ermöglichte die Entstehung einer ungeheuren Vielfalt von Lebensformen.
Weiterhin war das Vorhandensein von sogenannten Mikroorganismen ein wichtiger und interessanter Bestandteil des Ursprungs allen Lebens – besser gesagt, den Samen allen Lebens. Die extreme Widerstandskraft solcher Mikroorganismen war erstaunlich hoch. Selbst bei niedersten Temperaturen und hohen Strahlungsdosierungen im Vakuum hielten sie stand. Solche Urformen des Lebens haben sich auf unzähligen kometenähnlichen Himmelskörpern angesiedelt. Da es dort vor Wasser nicht mangelt, vermehren sich diese Organismen unter der gefrorenen Kruste der riesigen kosmischen Schneebälle.
Fast jeder Himmelskörper wurde mit den Samen des Lebens versorgt. Doch wegen der ungünstigen physikalischen Voraussetzungen gab es für sie kein Überleben.
Bei der biologischen Evolution kamen meistens alle Gebieten wieder zusammen. Selbstverständlich gab es viele Unterschiede und Sonderheiten, doch in der Regel waren bei den zahlreichen Einzelheiten drei wichtige Entwicklungen annähernd gleich, zumindest aber in der gleichen Reihenfolge.
Die Mutation - die Veränderung des Erbgutes -, die Selektion - die Überlebenschance für solche Lebewesen wird erhöht, die der Umwelt am besten angepaßt sind - und die Isolation - die Trennung der Gruppen von Lebewesen, durch die eine Mischung ihrer Erbanlagen verhindert wird.
Von da an starte so langsam die kulturelle Evolution. Lebewesen entwickelten sich weiter oder starben vorher aus. Die meisten blieben tierisch, entwickelten sich trotzdem auf ihrem Standpunkt.
Auf manchen Planeten jedoch entstand eine tierische Lebensform, die den anderen deutlich überlegen war. Nicht von der Kraft, sondern mehr von den Denkprozessen. Im Laufe von Millionen von Jahren wurden solche Lebewesen - falls sie nicht durch ihre körperliche Schwäche von stärkeren Tieren vernichtet wurden - zu Humanoiden, einer gänzlich anderen Spezies. Sie kennzeichnete die aufrechte Haltung, das soziale Zusammenleben und die Sprache.
Für die weitere Entwicklung dieser Rasse war die kulturelle Evolution schlagkräftig bedeutend. Die Kultur wurde zu einem signifikanten Schrittmacher für die weitere Reise der Humanoiden oder teilweise Humanoiden. Jagdtechniken, Geräteherstellungen oder der Bau von künstlichen Wohnstätten gaben den Humanoiden Sicherheit für deren Lebenswelt.
Die Humanoiden entwickelten sich in einen wahnsinnigen Tempo weiter – technisch, kulturell, industriell, wirtschaftlich, etc. Und irgendwann gelangten sie zu einen Punkt, wo sie in der Lage waren in ihrer physikalischen Form zu ihrem Ursprung zurückzukehren – in die Weiten des Weltalls.
Dem waren sie sich aber nicht bewußt. Manche waren sie nicht einmal bewußt, daß es da noch andere Lebewesen geben könnte. So erforschten die meisten humanoiden Völker zuerst die Galaxis. Sie lernten neue Völker kennen, freundeten sich mit Ihnen an, tauschten Technologien aus, bildeten Allianzen oder bekriegten sich eben mit diesen aus banalen Gründe der Verschiedenheit, deren weiterentwickelter Technik, deren oder des eigenen Glauben wegen oder einfach nur aufgrund deren Existenz.
Und so war es auch in der Mitte von Andromeda. Andromeda war belebt!
Kapitel 8
Domain war geboren. Sie wußte, daß das Beobachten an sich schon ein Eingriff in die Geschichte war. Und als sich die interstellare Lebensform einmal etwas zu sehr nach vorne beugte, zu lange beobachtete und aus lauter Faszination ihre Anwesenheit vergaß, machte sie sich bei einem Volk zu einem Götterwesen, das fortan dazu verdammt war, angebetet zu werden. Dieses Volk - bekannt und später berühmt unter dem Namen Kelvaner - nannte sie Domain, und jeder in Andromeda sollte diesen Namen bald kennen, was die Lebensform - Domain - noch nicht wissen konnte.
Doch Domain ließ sich nicht beirren, ging weiter in die Zukunft und trat schließlich auf einen wichtigen Zeitpunkt in der Geschichte. Bald, ja bald würde sie ihre Antworten erhalten.
Der vernichtende Erstkontakt zwischen zwei Imperien sollte das Schicksal einer ganzen Galaxis bedeuten. Wir schreiben das 25. Jahrhundert der offiziellen Zeitrechnung der Andromeda-Galaxis, exakte Sternzeit: 24.922 Scieclos Cunnar Lombat (S.C.L.). Eine Streitmacht einer Kriegerrasse namens Da Havoc, die sich selbst als erste und älteste Rasse bezeichnet, sieht eine mobile kleine Flotte eines friedlichen Forschervolkes mit ambitionierten Einstellung der Akzeptanz und Toleranz anderen Lebens gegenüber - die Spezies hieß Caman - unerlaubt, unangemeldet in deren Territorium einfliegen. Das Kriegervolk schießt wenige Sekunden später prinzipiell einen Warnschuß ab. Die Caman drehen ab und treffen nur einen Tag später eine - für die Galaxie - fatale Entscheidung, die in Jahrtausenden des Krieges enden sollte. Sie konfrontierten die Da Havoc mit einer provokanten Belagerungsaktion vor einer derer Kolonien. Die Da Havoc auf der anderen Seite ziehen daraufhin noch fatalere Schlüsse. Sie sehen dies als eine offen Kriegserklärung und fühlen sich bedroht. Ein Krieg entstand, der fast das Ende der beiden Kulturen hervorrief.
Domain amüsiert sich köstlich. Sieht zu, wie neutrale Parteien darunter leiden müssen, ausgelöscht werden und sich schließlich ein weiteres Volk aus einem weit entfernten Quadranten in den Krieg einmischt, daß letztendlich dafür verantwortlich war, das die Da Havoc die Flucht ergriffen und eine Notumsiedlung in Kraft nehmen mußten, um ihre Rasse vor der Zerstörung zu bewahren. Der Name dieser Rasse war Zaccar. Sie stießen zufällig auf die Kriegsparteien und entschieden sich - nachdem die Da Havoc ein Forschungsschiff von ihnen erbarmungslos niederschoßen - schließlich auf der Seite de Caman einzugreifen, den Caman zu helfen. Nicht, weil der Krieg schlecht für die Caman lief, sondern aus moralischen Gründen. Sie waren der Meinung, daß die Caman im Recht waren. Die Zaccar verteidigten somit Camanthra, die Heimat der Caman, vor einem ultimativen Endschlag der Da Havoc, die für dieses militärische Vorhaben fast ihre gesamte Restflotte einsetzten. Sie vergaßen jedoch die Zaccar und rannten in ihr Verderben. Die Geschichte nahm ihren Lauf.
Die Da Havoc verschlug es in einen anderen Teil der Galaxis, weit entfernt vom Kriegsgeschehen.
Domain verfolgte weiterhin gespannt die Geschehnisse der Vergangenheit, die Geschichte von Andromeda. Sie sah die Da Havoc, verschlagen in einen anderen Quadranten, hartnäckig nach ihren Prinzipien handelnd, Völker zu vernichten, Raum zu gewinnen und ein neues Reich aufzubauen. Doch diesmal ein kleiner Unterschied. Sie suchten sich Alliierte, die Silavi. Zusammen wuchsen die beiden Völker wieder zu einer Großmacht, so stark wie es die Da Havoc früher alleine waren. Neue Technologien wurden gefunden und die alte Saga konnte weitergehen. Doch der neue Freund der Da Havoc, die Silavi, wurde streng geheim gehalten. Die andere Seite hatte keine Ahnung, wußte nicht, daß die Da Havoc mit den Silavi alliiert waren.
Auf der anderen Seite bildeten die Zaccar mit den Caman einen Sternenbund, genannt Bund freier Völker. Gegenseitig halfen und unterstützten sie sich. Camanthra wurde wieder neu aufgebaut, man machte sich keine Sorgen mehr über die einstigen Feinde.
Doch die Da Havoc kamen wieder, mit einer neue - bislang unbekannten - Technologie, die es ihnen erlaubte, jederzeit an einem Ort der Galaxis zu sein. Mit sogenannten Subraumschanzen setzten sie Zeichen, machten ihre ehemaligen Feinde neugierig, eroberten Kulturen, verschreckten andere nur oder benutzten sie als Kuriere, Informationsträger zu den Caman.
Die Da Havoc kamen immer näher, und der Bund freier Völker - den mittlerweile zahlreiche Spezies angehörten - wurde immer mehr verunsichert.
Eine Offensive war womöglich die einzige Lösung, wobei die Da Havoc und ihre neuen Freunde das auch provozierten, indem sie die Koordinaten eines ihrer inneren Systeme übermittelten, daß - wie sich später herausstellte - ihr Heimatsystem darstellte.
500 Schiffe der Zaccar und der Caman rückten aus, bereit sich den Da Havoc und ihrem unbekannten Alliierten entgegenzustellen, von dem man bis dahin nur gerüchteweise Informationen sammeln konnte.
Die Armada erreicht schnell das Territorium der Da Havoc. Leicht und unbeschwert wurde Außenposten für Außenposten erledigt. Stationäre Anlagen wurden zerstört – problemlos. So einfach konnte es doch nicht gehen!? So schnell würde die Da Havoc doch nicht ihr aufgebautes Imperium verlieren!?!
Die Flotte erreichte das Pegasus-System. Nicht gerade überraschend entdeckte man dort endlich den erwarteten Widerstand. Unzählige Schiffe in unbekannten Formationen warteten bereits auf die Eindringlinge. Eine etwa gleich große Flotte stand den Gründerparteien des Bundes freier Völker gegenüber.
Ein ultimativer Krieg stand bevor!
Das Führungsschiff der Da Havoc rief die Flotte und kündigte an, daß Geheimnis um ihre Alliierten zu lüften. Kaum nachdem dies verlautet wurde, enttarnten sich etwa 200 Schiffe, für die Caman unbekannter Bauart.
Doch die Zaccar wußten gleich, um wen es sich handelte. Es waren die Silavi, eine Kriegerrasse aus einen bislang unbekannten Quadranten der Galaxis. Die Zaccar hatten das Volk einmal kurz erforschen können. Sie stuften es als primitiv, aber für die Zukunft eventuell gefährlich ein. Mit der Unterstützung der Da Havoc hatte man zu dieser Zeit nicht gerechnet. Und unter solchen Umständen, waren die Silavi nun weitaus gefährlich, als sie anfänglich schienen – sie waren zu einer Großmacht geworden.
Der Gegner war klar im zahlenmäßigen Vorteil und der Kampf lief schlecht für die Caman-/Zaccar-Flotten. Ständige Tarnmanöver und sonstige obskure Taktiken vom Feinde machten das Gefecht fast unmöglich. Diese Schlacht sollte in die Analen eingehen, das Ende schien ja schon festzustehen. Glorreich für die Da Havoc und die Silavi ...
Und dem war auch so, jedoch nicht aufgrund des Kampfes an sich. Das Feuer wurde nämlich schnell und überraschend vom Gegner eingestellt, die Flotten wurden getarnt und eine Nachricht, die den unaufgeforderten und unverzüglichen Rückzug der Caman-/Zaccar-Streitkräfte forderte, versandt.
Voller Verblüffung zogen die Schiffe der Zaccar und Caman das Weite.
In den Folgejahren entspannte sich die Situation wieder etwas, auch wenn es nicht gerade ruhig war. Kleinere Unstimmigkeiten forderten großen Tribut.
Neue Rassen entpuppten sich, die Großmächte verzichteten auf weitere territorialen Ansprüche und breiteten sich in ihrem Gebiet aus. Kontakte wurden geschaffen, Pakte geschlossen – friedlich, bedingt, auf einer Handelsbasis, militärisch oder erzwungen. Neutralen Basen taten sich auf, richtige Handelsbörsen. Auf einigen von diesem Zentren kam es sogar zu diplomatischen Treffen der einstigen Erzfeinde.
Auch wenn es noch Dispute gab, die Situation war vorerst gefestigt. Aber wer wußte schon...
... nur die Zukunft konnte zeigen, wie es weiterging.
Kapitel 9
29.794 Scieclos Cunnar Lombat. Domain verfolgt weiterhin die Geschichte der Andromeda-Galaxis, wie sie in ihrem Ursprünge war. Sie begann langsam zu verstehen. Die Historie ging weiter, es gab kein Ende – oder doch?
Krieg. Es herrschte Krieg. Andromeda war bekriegt. Jeder hatte andere Argumente, ein Volk jedoch war der wunde Punkt, der Initiator. Domain kannte diese Spezies nur zu gut und so langsam wurde es ihr klar. Sie selbst war es, die all das hervorrief. Die fremde Lebensform war der sprichwörtliche Tropfen, der das Faß zum überlaufen brachte, das Stück, daß hier nicht hierhin gehörte; das allein durch dessen Präsenz alles veränderte.
Kelvaner – dieses Rasse kämpfte einen heiligen Krieg, den sie initiierte und beenden würde. Wie, daß war egal. Der heilige Krieg war verbunden mit dem Sieg, einem Sieg alleine für deren Gottheit. Das Dilemma, Domain war dieser Gott.
Zusammen mit den Da Havoc waren die Kelvaner die dominierende Rasse in einer riesigen Vereinigung, genannt Andromeda-Bund, eine wahre Konkurrenz zum friedlich geführten Bund freier Völker der Caman und der Zaccar.
Diskrepanzen waren vorprogrammiert und kleinere Gefechte nur natürlich. Doch eine direkte Konfrontation wurde anfänglich vermieden. Dafür führte der Andromeda-Bund provokante Manöver durch, die den vermeintlichen Gegner letztendlich dazu zwangen, seine Einstellung etwas zu ändern bzw. dem des Feindes anzugleichen, für die Mitglieder jedoch dies außen vor zu lassen.
Folgen waren schnell abzusehen und Fehler der Führer des Bundes freier Völker wurden schnell ausgenutzt. Eine geheime Fusion mit einer kleineren Vereinigung - der Venom Corperation, die von den früheren Freunden der Da Havoc, den Silavi geleitet wurde - stellte letztendlich die Brücke dar, die fehlte, um eine direkte Konfrontation der Geschehnisse mit Mitgliedern des Bundes freier Völker einzugehen. Die Reaktionen solcher Mitglieder - die im gewissen Sinne eine Gehirnwäsche vom Andromeda-Bund bekamen -, war abzusehen. Einige entschieden sich sogar anhand dieser Informationen sofort den Bund auszutreten und sich der Gegenpartei anzuschließen.
Der Bund freier Völker bröckelte.
Es wurde noch schlimmer. Ehemalige Mitglieder gründeten mit Vertretern des Andromeda-Bundes eine Widerstandsgruppe gegen die Venom Corperation. Schnell wurden Flotten aufgestellt. Alles im Hintergrund, absolut geheim. Niemand bekam es mit – und es ging schneller als man dachte.
Mit Hilfe der damaligen legendären Subraumschanzen der Da Havoc verschaffte man sich großen Vorteil. Der Angriff erfolgte überraschend und schnell. In kürzester Zeit gehörte diese Vereinigung nur noch der Geschichte an.
Die Führerpartei, die Silavi, ergriff jedoch die Flucht in das Territorium des Bundes freier Völker. Ein anderes Volk, Ätherianer mit Namen, verschwand mysteriös unter der Hilfe eines damals noch unbekannten Lebensform – der Drakonianer. So schön der Erfolg auch war, diese Umständen mundeten nicht allen Parteien des Andromeda-Bundes.
Und auch im Andromeda-Bund kam es zu kleineren Unstimmigkeiten.
Um Ruhe zu schaffen wurde gekämpft. Die Kelvaner gingen nun aggressiver vor und eroberten einige neutrale Welten. Die Da Havoc schickten nun die Grandi - ein kybernetische Rasse - voraus, um Welten assimilieren zu lassen.
Auf der anderen Seite wurde insgeheim eine Gegeninitiative mit den Silavi gestartet – Maiblüte. Zusammen mit den Dillegianern stellten man eine annehmbare Flotte zusammen. Der erste Angriff sollte folgen...
Er galt einem neutralen Volk. Leicht wurde es vernichtete. Doch es sollte der letzte Angriff sein. Der Andromeda-Bund bekam sehr schnell davon Wind und die Maiblüte gehörte vorerst der Vergangenheit an.
Doch dem sollte nicht genug sein. Die sogenannten Verwalter des Andromeda-Bundes gingen nun voll in die Offensive. Sie agierten selbständig und eroberten die zentrale Raumstation, auf der alle Rasse einigermaßen friedlich zusammenlebten – Cosmic 3. Auch das Volk, daß diese kontrollierte, die Traces.
Daraufhin waren die Zaccar äußerst böse, da sie sich für dieses Gebiet verantwortlich fühlten. Um die Gemüter wieder zu beruhigen, schenkte der Andromeda-Bund den Zaccar die Heimat der Traces. Um der Symbolik auch noch Tribut zu zollen, bekamen die Caman über die Hälfte der Station das Kommando – die andere Hälfte behielt sich das Da Havoc Empire bei.
Und so seltsam es auch wirken sollte – damit waren alle Seiten wieder zufriedengestellt.
Im Laufe der Jahre kooperierten die Caman mit den Da Havoc scheinbar harmonisch; alles bekanntlich hinter dem Rücken der Diplomatie und des Friedens. Doch es war ganz anders und überraschender, als es sich jeder in seinen wildesten Träumen hätte vorstellen können.
Es fing an mit den gemeinsamen Bau einer Raumstation, und es endete mit einer legendären Konferenz auf einen Handelsposten der Obmah, einer Partei des Bundes freier Völker.
Gerüchte kursierten – Raumstationen waren verschwunden, konnten einfach nicht mehr geortet werden. Anstelle dieser waren abgegrenzte Zonen, in denen niemand hineinflliegen durfte.
Die Konferenz auf dem Späher der Obmah sollte Abhilfe und Erklärung schaffen. Delegierte aller Rasse waren eingeladen, ein kulturelles Treffen stand auf der Tagesordnung.
Niemand wußte, daß an diesem Abend eine der größten Überraschungen folgen sollte ... und auch Domain war nun gespannt...
Kapitel 10
Surprise Alliance. Das war der Name, der jedem danach ein Begriff war, auch Domain.
Es war eine Schande, eine Untat – doch es war real. Die Caman und die Da Havoc verkündeten ihrer militärische Liiertheit, die schon seit Jahren existierte: geheim, versteht sich. Doch das war nicht alles. Mit dabei waren auch die Kelvaner und die Grandi. Diese vier Parteien bildeten die Herrscher eines interstellaren Geheimbundes.
Nach dem dies verlautet wurde, kam man zum Hauptthema – den Raumstationen. Um es kurz zu machen: Alle wurden zerlegt. Zerlegt, um an Materialien für ein unsinniges und fast unmögliches Projekt zu gelangen, daß vor ein paar Jahren von den Chryten entwickelt wurde und als lächerlich galt.
... ein Todesstern ...
Ein riesiges Monster, so groß wie ein Mond – mit zahlreichen Sonderwaffen und etlichen Vorteilen. Einer dieser Vorteile war auch nach Theorien, daß man - um gegen den Stern bestehen zu können - mindestens gleich viele fliegende Objekte benötigen würde, die in diesem gigantischen Schiff waren. Das Problem daran war nur, daß das Fassungsvermögen eines Todessternes fast unendlich war. Der Mobilität war somit kein Hindernis gestellt.
Niemand könnte einem Todesstern im Geringsten etwas antun.
Die Surprise Alliance hatte bereits einen Todesstern gebaut!
Es wurde offeriert, daß jeder der Surprise Alliance beitreten könne. Die primären Ziele der Allianz wurden ebenfalls dargelegt – Andromeda. Die Galaxis war ihr Ziel. Mehr brauchte man nicht sagen.
Einige verfolgten sogar gleiche Interessen und traten bei – die Obmah zum Beispiel. Andere jedoch - die Mehrzahl - erklärten lautstark deren Meinungen, erklärten sogar der Allianz den Krieg. Silavi, Zaccar, Dillegianer, Corradin, Samina, Drakonianer – die Liste ist unzählig.
Eines war sicher: An Ende dieses Tages war der Preis der Friedens nicht mehr nur sehr hoch, sondern der Frieden war nicht einmal mehr im Angebot. Er war weit weg, fast vergessen, verloren.
Kapitel 11
Schon nach zwei Jahren konnte Domain die Schneisen der Vernichtung betrachten. Die Surprise Alliance kontrollierte weit über ein Drittel der Galaxie, annektierte mindestens zwei Drittel. Und jeden Tag wurden die Gebiete erweitert, Kolonie geplündert, Planeten erobert, Stationen zerstört und Schiffe geentert. Neue Entwicklungen, Forschungen und Methoden machten es der Allianz möglich, deren Ziele problemlos zu verfolgen. In dieser Geschwindigkeit würde Andromeda spätestens in zehn Jahren nur noch von einer Macht regiert werden. Weitere zehn Jahre später würde es nur noch ein Handvoll Überlebender von jeder Spezies geben. Ein oder zwei Jahrhunderte später könnte man dann in Geschichtsbüchern über die ehemaligen Völker studieren. Ein Jahrtausend – und fast alles wäre in Vergessenheit geraten.
Epilog
Domain brach ihren Streifzug durch die einstige Geschichte von Andromeda abrupt ab. Sie hatte genug gesehen, genügend verfolgt, um sich ausmalen zu können, warum in der Gegenwart Andromeda nicht mehr besiedelt war. Sie musste die Details nicht kennen, denn sie waren klar: Die Suprise Alliance würde in sich zusammenbrechen, die stärkste Partei - wohl die kybernetischen Rasse der Grandi - übernahm die Kontrolle über den Todesstern und die übrigen Völker würden dafür Sorge tragen, dass dieses Monstrum mitsamt allem eliminiert würde. Die unweigerlichen Folgen daraus sah und erkundete Domain bereits ausschweifend: eine unbelebte Galaxie.
Anmerkung
Die Geschichte wurde von mir damals nie zu Ende geschrieben, daher verfasste ich einen verkürzten Epilog. Wer die Geschehnisse im Detail nachlesen will, dem empfehle ich die Erzählung [- falls noch nicht gelesen -] "Andromeda: Past Midnight - Transition Stage" ab Kapitel 35.
Was Domain unternahm um letztendlich mit sich selbst "im Frieden" zu sein, erfährt man unter "Andromeda: Past Midnight - Erklärung des Parodie-Universums" [falls noch nicht gelesen]; dies ist keine Geschichte, sondern es war ein längeres Rundschreiben an alle Spieler, um (u. a.) auch zu verstehen, warum A:PM Star Trek ungemein ähnelte.
Und als kleines PS: Wie bei allen anderen Geschichten beließ ich (auch hier) die alte Rechtschreibreform [daß/dass uvm.] bei. Der einzige Unterschied belief sich hierbei darauf, dass ich mir das essayistische Werk meines 18-jährigen Egos (sic!) nochmalig durchlas, was ich bei den anderen tunlichst vermied [ggf. aus Selbstschutz ^^].
– In Erinnerung an die schönen Zeiten von A:TC –
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Kaptitel 1-7 grob lektoriert by ASENT
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